Diagnostik und Therapie von Schilddrüsenerkrankungen

Die Schilddrüse spielt als lebenswichtige Hormondrüse eine zentrale Rolle hinsichtlich des Stoffwechsels, der Regulation vieler Körperfunktionen und des Wachstums und Reifung des Körpers. Schilddrüsenerkrankungen bleiben häufig lange Zeit unerkannt, da sich oft nur geringe oder gar keine Beschwerden zeigen. Um mögliche Folgeerkrankungen oder Schäden zu vermeiden, kommt der frühzeitigen genauen Diagnose von Schilddrüsenfehlfunktionen eine große Bedeutung zu.

Die im Halsbereich gelegene, schmetterlingsförmige Schilddrüse produziert die lebenswichtigen Hormone T3 und T4, die in allen Zellen des Körpers den Energieumsatz sowie die Eiweißproduktion steuern. Dabei gibt sie immer exakt soviel Hormone ins Blut ab, wie es der Körper benötigt. Ist diese Feinregulation gestört, kommt es zur sogenannten Schilddrüsenüber- oder -unterfunktion.

Außerdem kann sich die Schilddrüse vergrößern und Knoten bilden. Dann spricht man vom Kropf (Struma) bzw. heißen und kalten Knoten. Heiße Knoten führen nicht selten zur Schilddrüsenüberfunktion und müssen daher behandelt werden. Kalte Knoten sind funktionslos und müssen mit Ultraschall, gegebenenfalls auch durch eine Feinnadelpunktion weiter abgeklärt werden.

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Untersuchungsmethoden

Schilddrüsenszintigraphie

Bei Schilddrüsenknoten bietet sich die Durchführung einer Schilddrüsenszintigraphie an, um den regionale Stoffwechsel der Schilddrüse zu untersuchen (Aktivität der Schilddrüse, heiße oder kalte Knoten).Sie dient zur Einschätzung der Knoten und nicht zuletzt zur Therapieentscheidung.
Sie erhalten eine schwach strahlende radioaktive Substanz in eine Vene injiziert. Nach etwa 15 min wird deren Verteilung in der Schilddrüse mittels einer Schilddrüsenkamera gemessen. Zur Wertung des Ergebnisses sind immer die Durchführung einer Laboruntersuchung sowie eine sonographische Untersuchung der Schilddrüse erforderlich.

Sonographie

Die Sonographie gehört zur Basisdiagnostik bei Schilddrüsenerkrankungen. Unser modernes hochauflösendes Ultraschallgerät kann bereits Knoten ab 2 mm Größe detektieren.

Dabei handelt es sich meist um völlig harmlose Befunde, die in gewissen Abständen kontrolliert werden sollten. Nur Knoten ab 1 cm Größe bedürfen einer weiteren Abklärung sowie einer risikoadaptierten Therapie. Darüberhinaus kann ist die Durchblutung der Schilddrüse und Knoten  (Duplex-Untersuchung) dargestellt werden.

Schilddrüsenerkrankungen

Die Vergrößerung der Schilddrüse mit und ohne Knoten ist in der Regel Folge einer individuellen Veranlagung (genetische bzw. familiäre Disposition) und Folgeerkrankung eines Jodmangels. Einen großen Risikofaktor für die Strumaentstehung stellt aber auch das Rauchen dar. Die Jodversorgung durch die Ernährung hat sich in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Inzwischen zeigt etwa ein Drittel der Bevölkerung eine ausreichende Jodversorgung, ein weiteres Drittel ist unter- und ein Drittel überversorgt.

Die Behandlung der Struma erfordert daher eine individuelle Indikationsstellung vor einer Jodgabe oder einer Schilddrüsenhormontherapie.

Die Schilddrüsenautonomie ist eine Folgeerkrankung der Schilddrüsenvergrößerung. Hierbei wird Schilddrüsenhormon unabhängig vom Schilddrüsenhormonbedarf des Körpers gebildet. Dies kann aufgrund schwankender Schilddrüsenhormonkonzentration zu ausgeprägten Beschwerden und gegebenenfalls zu einer Überfunktion führen. Es können insbesondere schwere Herzrhythmusstörungen entstehen.

Die Behandlung umfasst neben abwartendem Verhalten und medikamentöser Behandlung auch den Einsatz der Radiojodtherapie oder eine Schilddrüsenoperation. Die für Sie richtige Behandlungsmethode wird in einem ausführlichen Gespräch mit dem Arzt erläutert.

In szintigraphisch kalten Schilddrüsenknoten können bösartige Tumore vorliegen. Allerdings ist die statistische Wahrscheinlichkeit mit etwa 5 - 10 % gering. Die Wahrscheinlichkeit eines gutartigen Prozesses beträgt mehr als 90 %. Sicherheitshalber sollte allerdings jeder szintigraphisch kalter Knoten weiter abgeklärt werden: Hier liefern vor allem die Ultraschalluntersuchung, eine MIBI-Szintigraphie und ggf. eine Feinnadelpunktion weitere Informationen.

Außerdem sind noch andere Faktoren zu berücksichtigen: Alter und Geschlecht, Vorliegen einzelner oder zahlreicher Schilddrüsenknoten, eine Halsbestrahlung in der Vorgeschichte (z.B. bei Tuberkulose oder Abszessen, Tumoren).

Sofern nach Ausschöpfen der diagnostischen Maßnahmen beim kalten Knoten die Wahrscheinlichkeit der Bösartigkeit niedrig liegt, ergibt sich eine sogenannte relative Operationsindikation: Die Entscheidung zu einer Operation ist zwar vertretbar, es besteht aber keine zwingende Erfordernis und keine zeitliche Dringlichkeit. Nach Aufklärung des Patienten über ein kleines, diagnostisch unvermeidbares Restrisiko für Bösartigkeit (die höchstmögliche Sicherheit bietet eben erst die operative Knotenentfernung) ist als Alternative die Entscheidung für ein abwartendes Verhalten mit regelmäßigen Kontrolluntersuchungen gerechtfertigt.

Sollte die Diagnostik hingegen ein erhöhtes Risiko für einen Schilddrüsenkrebs ergeben, so besteht eine eindeutige (absolute) Operationsindikation.

Bei der Überlegung, ob eine Operation die beste Behandlungsmethode darstellt, sind auch andere Umstände zu berücksichtigen: Alter, Begleiterkrankungen, weitere krankhafte Schilddrüsenbefunde (z.B. heiße Knoten), Größe der Struma, lokale Beschwerden usw.

Die Ärztin wird Sie über alle Einzelheiten aufklären und versuchen, mit Ihnen gemeinsam den Weg der bestmöglichen Diagnostik und Behandlung einzuschlagen.

Beim Morbus Basedow handelt es sich ebenfalls um eine Autoimmunerkrankung der Schilddrüse, bei der es zu einer vermehrten Stimulation des TSH-Rezeptors durch Schilddrüsenantikörper kommt und damit zu einer überschießenden, unkontrollierten Schilddrüsenhormonproduktion.

Die Prognose der Erkrankung wird Ihnen in einem ausführlichen Behandlungsgespräch von der Ärztin erläutert.

Ein individuelles Behandlungskonzept macht in der Regel Kontrollen in dreiwöchigen Abständen erforderlich. Die Medikamente, die zur Behandlung der Überfunktion eingesetzt werden, sind in der Regel gut verträglich. Da aber bei höheren Dosierungen im Einzelfall mit Komplikationen gerechnet werden muss, wird die Dosierung so schnell wie möglich reduziert.

Bei einem Teil der Patienten ist entweder eine Operation oder eine Radiojodtherapie erforderlich. Die begleitenden Autoimmunerkrankungen des Morbus Basedow wie zum Beispiel die endokrine Orbitopathie erfordern eine sehr enge Kooperation mit anderen Fachärzten.

Die vier Nebenschilddrüsen sind im Hals hinter der Schilddrüse lokalisiert. Es handelt sich um kleine hormonproduzierende Drüsen. Durch die Produktion des Parathormons regeln sie den Calciumstoffwechsel. Eine Überproduktion des Parathormons führt zu Herzrhythmusstörungen, Osteoporose, Nierensteine. Gelegentlich ist ein gutartiger Tumor (Primäres Nebenschilddrüsenadenom) Ursache der Funktionsstörung. Oft zeigt sich eine solche Überproduktion auch bei Nierenerkrankungen oder auch bei Vitamin-D-Mangel (sekundärer Hyperparathyreoidismus). Eine genaue Lokalisation eines solchen Adenoms ist insbesondere vor einem operativen Eingriff hilfreich.

Ihnen wird eine schwach strahlende radioaktive Substanz in eine Vene injiziert, deren Verteilung im Körper wird im Anschluss mittels einer Gammakamera sichtbar gemacht. Die Gesamtdauer der Untersuchung beträgt einschließlich Wartezeiten ca. 2,5 Stunden


Bei der Hashimoto-Thyreoiditis handelt es sich um eine chronische Entzündung der Schilddrüse, die oft nur wenig oder keine Beschwerden verursacht. Meist führt diese chronische Schilddrüsenentzündung zu einem schmerzlosen Schrumpfen der Schilddrüse, so dass es allmählich zu einer erst geringfügigen und dann stärker ausgeprägten Schilddrüsenunterfunktion kommt. Die Symptome hierbei sind möglicherweise Gewichtszunahme, Müdigkeit, Verstopfung und kalte Haut. Selten kommt es bei dieser Schilddrüsenentzündung zu einem Wachstum der Schilddrüse.

Die chronische Schilddrüsenentzündung ist nicht durch Viren oder Bakterien verursacht, sondern durch eine Fehlregulation des Immunsystems. Dies bedeutet, dass der Körper Antikörper gegen die eigene Schilddrüse bildet. Dies führt zu einer chronischen Entzündung, zu einem allmählichen Schrumpfen der Schilddrüse, einem Nachlassen der Funktion und schließlich zu einer Schilddrüsenunterfunktion.

Die Behandlung ist einfach und ohne Nebenwirkungen: Es erfolgt eine Schilddrüsenhormonbehandlung mit künstlich hergestellten Schilddrüsenhormonen, wodurch die Schilddrüsenunterfunktion ausgeglichen wird. Eine Behandlung mit Cortison oder Antibiotika ist wirkungslos. Selen kann in Einzelfällen hilfreich sein.

Anfangs sind mehrere Kontrollen in Abständen von einigen Wochen oder Monaten erforderlich, später reichen 1-2 Kontrollen pro Jahr aus.

Auch wenn man durch eine leichte Schilddrüsenunterfunktion nicht beeinträchtigt ist, d.h. keine Beschwerden hat, ist doch der medikamentöse Ausgleich erforderlich. Erfolgt dies nicht, so müssen Sie nicht nur mit Gewichtszunahme und eingeschränkter Leistungsfähigkeit rechnen, sondern auch mit Störungen des Fettstoffwechsels und mit einer beschleunigten Verkalkung des Gefäßsystems und einer eingeschränkten Fruchtbarkeit. Eine gute medikamentöse Einstellung und die konsequente regelmäßige Einnahme von Schilddrüsenhormon ist für Sie also im eigenen Interesse sehr wichtig.

Eine über längere Zeit erhöhte Iodzufuhr (mehr als 200 µg Iod tgl.) ist bei der Hashimoto-Thyreoiditis ungünstig, da die Antikörperbildung aktiviert werden kann.

Die in Deutschland übliche Ernährung einschließlich Iodsalz und mit Iodsalz hergestellte Nahrungsmittel spielt hier keine Rolle. Vermieden werden sollte eine dauerhafte zusätzliche Iodzufuhr durch iodhaltige Medikamente, iodhaltige Multivitamine und Nahrungsergänzungsmittel. Etwa 90% der Patienten mit einer Hashimoto-Thyreoiditis sind unter adäquater Therapie zeitlebens beschwerdefrei. Schilddrüsenhormone können bei richtiger Dosierung nach derzeitigem Kenntnisstand zeitlebens ohne Nebenwirkungen eingenommen werden.

 

Bei der Thyreoiditis de Quervain handelt es sich um eine subakute Entzündung der Schilddrüse, die häufig im Anschluss an Infekte der oberen Atemwege auftritt. Das Krankheitsbild kann alle Krankheitsverläufe von dramatisch mit hochschmerzhafter Schilddrüse und allgemeinem Krankheitsgefühl bis zu sehr leichten Krankheitsverläufen zeigen. Es kommen daher unterschiedliche Therapieverfahren zum Einsatz.

Die Schilddrüse nimmt eine zentrale Stellung im gesamten Stoffwechsel ein. Die Gewichtsregulation ist neben Ernährung und Bewegung von der Schilddrüsenfunktion abhängig. Wir beraten und erarbeiten ein Behandlungskonzept individuell auf den Patienten abgestimmt.

Häufige Ursache von Haarausfall ist eine Schilddrüsenfehlfunktion. Haarausfall kann sowohl im Rahmen von Schilddrüsenüberfunktion, -unterfunktion oder bei bestimmten Medikamenten auftreten. Dies erfordert eine genaue Diagnostik und Behandlung der Schilddrüsenfunktion.

Unerfüllter Kinderwunsch kann mit Schilddrüsenerkrankungen zusammenhängen. Die behandelnde Frauenärztin bzw. der behandelnde Frauenarzt überweist Sie zu einer Schilddrüsendiagnostik.

Die Beschwerden in den Wechseljahren können ganz ähnlich zu denen einer Schilddrüsenerkrankung sein. Um eine Überlagerung der Beschwerden zu vermeiden, ist eine Schilddrüsendiagnostik und gegebenenfalls Therapie dringend zu empfehlen.

Wir fühlen uns verantwortlich für die Erstdiagnostik von Schilddrüsenkarzinomen, aber auch für die Weiterbehandlung nach abgeschlossener Primärtherapie. Eine große Anzahl von Patienten mit Schilddrüsenkarzinomen nutzt das Angebot der laufenden Nachsorge in unserer Praxis.

Alle Ihnen vorliegenden Berichte und Informationen sind zum ersten Gespräch bitte mitzubringen.

Behandlungsmethoden

Die Schilddrüsenoperation wird nicht als Endpunkt in der Behandlung von Schilddrüsenerkrankungen gesehen, sondern sie dient zur Vorbeugung einer neuen Struma- und Knotenbildung. Nach einer anfänglichen Einstellung der Schilddrüsenhormoneinnahme sind in der Regel nur noch jährliche Kontrollen mit Ultraschall und gegebenenfalls eine Szintigraphie erforderlich

Seit etwa 70 Jahren wird die Radiojodtherapie in Deutschland zur Behandlung sowohl gutartiger Schilddrüsenerkrankungen (Autonomie, Schilddrüsenvergrößerungen, Morbus Basedow) als auch bei Schilddrüsenkrebs eingesetzt. Es handelt sich dabei um ein zumeist schmerzloses Verfahren, bei dem radioaktiv markiertes Jod in Form einer Kapsel eingenommen wird. Dieses Jod reichert sich in Schilddrüsenzellen an und bestrahlt die Schilddrüse von innen. Die Strahlung wirkt ca. 2 mm, daher kann man zielgenau die erkrankte Region treffen und gesundes Gewebe schonen. Szintigraphisch kalte Knoten können nicht mit dieser Methode behandelt werden, da diese Knoten Radiojod nicht ausreichend speichern.
 
Der Vorteil gegenüber einer Operation liegt darin, dass eine Narkose vermieden wird und evtl. Operationsrisiken, z.B. eine Schädigung des Stimmbandnervs (Nervus recurrens) oder der Nebenschilddrüsen durch die Radioiodtherapie nicht zu befürchten sind.
 
Aus Strahlenschutzgründen ist ein stationärer Aufenthalt sinnvoll und in Deutschland auch gesetzlich vorgeschrieben, dieser beträgt je nach Erkrankung 3-10 Tage. Die Radiojodtherapie wirkt im Gegensatz zur Operation nicht schlagartig, sondern es dauert etwa 3 Monate, bis die Wirkung allmählich eintritt.
 
Nach einer Radiojodtherapie ist eine lebenslange Nachsorge - in der Regel einmal pro Jahr - erforderlich. Die Nachsorgeuntersuchungen können teilweise vom Hausarzt durchgeführt werden, teilweise sollten sie bei uns erfolgen. Eine später eventuell auftretende Schilddrüsenunterfunktion kann mittels Schilddrüsenhormongabe nebenwirkungsfrei ausgeglichen werden.

Wir sind Mitglied des größten Schilddrüsenverbundes der Region (Kompetenznetz Schilddrüse Bonn-Rhein-Sieg) und betreuen schwerpunktmäßig alle gut- und bösartigen Erkrankungen der Schilddrüse. Nach gründlicher Untersuchung und Beurteilung aller vorhandenen Befunde erstellen wir einen individuellen Therapieplan, der zusammen mit Ihrem Hausarzt umgesetzt wird. In Zusammenarbeit mit unseren Kooperationspartnern können wir auch spezielle Behandlungsmethoden, wie die Radiojodbehandlung und Schilddrüsenoperationen, anbieten.

 


Mitgliedschaften und Partner

Berufsverband Deutscher Nuklearmediziner
www.bdn-online.de

Deutsche Gesellschaft für Nuklearmedizin
www.nuklearmedizin.de